Warum die Stromkosten für die Industrie stark schwanken und was dahintersteckt

Die Entwicklung der Strompreise für die Industrie in Deutschland gleicht einer Achterbahnfahrt. In den vergangenen Jahren sind die Preise mal moderat, mal drastisch gestiegen – zuletzt gab es wieder einen Rückgang. Die Ursachen liegen nicht nur im Markt, sondern auch in der Politik: Steuern, Umlagen und Abgaben bestimmen einen erheblichen Teil des Strompreises – und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Unternehmen.

Ein Blick auf die Strompreisentwicklung

Die folgende Grafik zeigt die durchschnittlichen Strompreise für Industrieunternehmen (bei einem Verbrauch von 160.000 bis 20 Mio. kWh, Stand 03/2025). Deutlich erkennbar: Zwischen 2021 und 2022 kam es zu einem massiven Preissprung. Während 2021 noch 21,38 Cent/kWh fällig wurden, stieg der Wert im Jahr 2022 auf einen Rekordwert von 43,20 Cent/kWh – mehr als eine Verdopplung innerhalb eines Jahres. Hauptursache war die Beschaffungskomponente, die in Zeiten explodierender Börsenpreise stark anstieg.

Seitdem sinkt der Strompreis wieder, im Jahr 2025 liegt er bei 18,75 Cent/kWh – ein Rückgang um mehr als die Hälfte im Vergleich zu 2022. Dennoch bleibt der Preis über dem Niveau von 2019 oder 2020.

Wer treibt die Stromkosten?

Die zweite Grafik gibt Einblick in die Zusammensetzung der staatlich regulierten Preisbestandteile: Stromsteuer, Konzessionsabgabe, Offshore-Netzumlage, §19 StromNEV-Umlage, KWKG-Umlage, die ehemalige EEG-Umlage (bis 2022) und weitere.

Hier zeigt sich: Während die reinen Abgaben bis 2021 konstant bei etwa 9 Cent/kWh lagen, sanken sie in den letzten Jahren deutlich:

  • 2023: 2,86 Cent/kWh

  • 2024: 1,49 Cent/kWh

  • 2025: 2,19 Cent/kWh

Vor allem die Abschaffung der EEG-Umlage im Juli 2022 und die teilweisen Entlastungen bei weiteren Umlagen trugen zu diesem Rückgang bei. Gleichzeitig ist zu beobachten: Der staatliche Anteil ist nicht mehr der Hauptkostentreiber – sondern die stark schwankenden Marktpreise und Netzentgelte.

Was bedeutet das für Unternehmen?

Trotz der jüngsten Entspannung bleibt der Industriestrompreis hoch – und volatil. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Energiekosten strategisch zu steuern und sich gegen plötzliche Preissprünge zu wappnen. Dazu gehören:

  • Transparente Beschaffungsstrategien

  • Datenbasiertes Energiemanagement

  • Effizienzmaßnahmen zur Verbrauchsoptimierung

  • Nutzung von Förderprogrammen

  • Prüfung der Netzentgelte und Lastprofile

Langfristig wird sich zeigen, ob politische Entlastungen ausreichen oder ob strukturelle Reformen nötig sind, um den Industriestrompreis planbar und wettbewerbsfähig zu gestalten.