Wie Ölpreise zur geopolitischen Waffe werden – und was das für den Ukrainekrieg bedeutet
Im Januar 2025 sorgte ein Bericht für internationale Aufmerksamkeit: US-Präsident Donald Trump kündigte an, den Krieg in der Ukraine über den Ölpreis beenden zu wollen. Der Vorschlag: Durch massive Ausweitung der US-Ölförderung solle der Weltmarktpreis für Öl drastisch sinken – mit dem Ziel, Russland wirtschaftlich zu schwächen und so zu einem Einlenken im Krieg zu zwingen.
Was zunächst nach einem wirtschaftspolitischen Manöver klingt, ist in Wahrheit eine gezielte strategische Maßnahme: Energie als Druckmittel in einem globalen Konflikt.
Der Preis des Krieges – und der Energie
Russlands Staatshaushalt ist stark von Öl- und Gaseinnahmen abhängig. Schon in den vergangenen Jahren wurden Sanktionen und Preisobergrenzen gegen russisches Öl verhängt, mit dem Ziel, die Einnahmen des Kremls zu begrenzen. Gleichzeitig schwankten die Preise für Energie weltweit stark – mit Auswirkungen auf Volkswirtschaften, Unternehmen und Verbraucher.
Ein Blick auf die Langzeitentwicklung des Ölpreises zeigt die dramatischen Veränderungen der letzten Jahre:
Ölpreis (WTI) Chart in Euro - 1 Jahr
Ölpreis (WTI) Chart in Euro - 5 Jahre
Innerhalb eines Jahres fiel der Ölpreis um mehr als 15 %. Ob dies auf Marktdynamiken, konjunkturelle Entwicklungen oder erste Auswirkungen einer strategisch gesteuerten Produktion zurückzuführen ist, bleibt offen. Klar ist: Der Ölpreis ist ein empfindlicher Indikator – und ein mächtiges Instrument.
Nach einem historischen Einbruch Anfang 2020 stiegen die Preise ab 2021 wieder deutlich an – ein Trend, der sich mit dem Ausbruch des Ukrainekriegs im Februar 2022 weiter verstärkte. Im Verlauf der letzten fünf Jahre hat sich der Ölpreis mehr als verdreifacht (+255,9 %).
Energie als geopolitischer Hebel
Die Idee, Energiepreise als Hebel zur Beendigung eines Krieges einzusetzen, ist nicht neu – aber selten wurde sie so offen ausgesprochen. Sollte die US-Regierung unter Trump tatsächlich großflächig in die Fördermengen eingreifen, hätte das globale Auswirkungen:
Auf Russland als Exporteur,
auf Länder, die auf Energieimporte angewiesen sind,
und auf Märkte weltweit.
Bedeutung für Unternehmen
Auch abseits geopolitischer Spannungen zeigt sich: Unternehmen operieren zunehmend in einem energiepolitisch sensiblen Umfeld. Energiepreise reagieren nicht nur auf Angebot und Nachfrage, sondern auf politische Ankündigungen, Handelsbeziehungen und strategische Eingriffe großer Akteure. Für Unternehmen bedeutet das:
Volatile Energiepreise müssen einkalkuliert und gesteuert werden.
Energiebezogene Risiken sollten Teil der strategischen Unternehmensplanung sein.
Unabhängigkeit und Effizienz gewinnen weiter an Bedeutung – nicht nur aus Kostengründen, sondern auch als Teil der eigenen Resilienz.
Ob global oder lokal: Wer Energie versteht, versteht Machtverhältnisse – und kann entsprechend handeln.

